home  
            e-mail  
        cd   links  
          see also    
             
          reviews    

  review ZWEI BÜCHER  

  rbd BAD ALCHEMY # 108        
     
         
   
 

 

Dass BRAINGRAINHOTSPOT danach bei ZWEI BÜCHER (NO EDITION # 133, DL/USB) sieben Kapitel und Verse aus 'Buch Aufbruch und Wiederkehr' und sechs aus 'Buch Froufrou Hoch Zwei' text- und wortlos aufblättert, mag verwundern, muss es aber nicht. Lediglich das Label ist bedruckt mit einer alogischen Wortfolge, in der Adorno zwischen Banditen, Dandies und Brahmanen patrouilliert. EM & JR, also Erik Mälzner & Jürgen Richter für die später Gekommenen, gestalten das mit Midi-Keyboard & Computer bzw. Midi-Keyboard, Sampler sowie akustischer oder E-Gitarre in einem neoklassischen Cyberbarockstil. In einem schreitenden und rhythmisch vorandrängenden Duktus, von künstlichen Blechbläsern beknarrt, mit Fanfaren und himmlischen Chören. Groovy, wie es die bezopften, gelb bestrumpften Zausel anno George Frideric Handel nicht drauf hatten, aber auch für heutige Ohren maverick und allen gängigen Moden abhold. Grillen- oder klapperschlangenberasselte Orgelflöten sind aufgemischt mit postkolonialem Input, zerdehnt in zartbitterem Moll, voller Zeitstürze und Verzerrungen, die den harmonischen Tenor beugen. Die Melancholie der akustischen Gitarrenverse hat besonders zu kämpfen mit Widerständen und widrigen Neologismen, aber auch die Keys kommen immer wieder ins Stottern. Berstender Steinschlag behindert den Verlauf und verstärkt die Tristesse dunkler Orgelcluster, dissonanter E-Gitarrenklänge und vor Vibrato bebender Bläser. Aufhalten lässt sich aber der von der krassen Gitarre lakonisch kommentierte Klingklang nicht. 'Froufrou' hebt an mit einem pendelnden (Ho!)-Ruf- & Antwortspiel und feierlicher Trompete. Der schreitende Duktus aus klopfenden und plonkenden Tönen setzt sich fort in quarrenden Schüben von Keys und von Fuzzbass, zu monotonem, gitarristisch beflimmertem, von Beckenklang umsirrtem Piano und dem Ah und Oh eines Chors. Die Bassschläge und die einzelnen Pianotöne ziehen helle Fäden, knattrige und trillernde Spuren kreuzen, und es setzt wieder die Trompete ein mit getragenen Stößen im Wechsel mit schimmerndem Dröhnklang. Geht man so der Klangwelt an die Unterwäsche? Bevor nochmal das Käuzchen ruft, gibt ein kleiner Stampftanz dem Fortgang etwas mehr Zug, so dass die Klangbilder, die dröhnenden Stöße, die stimmlichen Phantome einen schneller und gehäufter streifen. Zuletzt erklingt aus Kapitel 6 der launig aufs Piano geklopfte und metalloid angeschlagene Vers 27. Wer jetzt immer noch nicht hoch zwei auf die Metaebene geliftet ist, dem fehlt dann wohl der Sinn dafür.

rbd BAD ALCHEMY # 108, Germany

index