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       Mehr oder weniger gut / mehr oder weniger schlecht / mehr oder weniger belanglos...Der Faktor, 
	   in dem man sich in den von ERIK MÄLZNER ausgesprochenen Gedanken 
	   selber wiedererkennt, ist erschreckend. Ebenso wenn ihm schwindlig wird 
	   beim Umeinandersausen von Sonne und Mond. Das geht mir
	    einfach zu schnell, knurrt er bei
		 'Vertigo' auf MORE OR LESS (NO EDITION # 129, DL/USB)
		  und meint damit wohl das, was mir als freier Fall vorkommt und Büchners
		   Danton als Ritt kopfunter auf der keuchenden Erdkugel. Dabei von Liebe
		    schreiben, von Schönheit reden, von Natur singen, ist lächerlich.
			 Oder ist das nur so bei Pechvögeln und von Skrupeln geplagten Sonderlingen, 
			 die vor sich mit der 'Lepraratsche' warnen? 'Wenn ihr wüsstet', 
			 was ich träume - ner Kreuzfahrt über Wasser wie mit Onno Viets,
			  unter Wasser tauchend mit Kaleu Lott oder im Nemo 33, (T)Raumschiff-Surprise-tief 
			  und Rühmkorf-tiefer in die Kindheit mit Quietscheente und mit Salamander / Arsch auseinander / Arsch wieder zu / und
			   raus bist du. Mit 'Moodschegiebchen' [Marienkäferchen] und
			    mit 'Henkelmann' dazu die wohlige Regression in sächsisches Gebabbel und Kindheitserinnerungen, 
				lange nicht gedachte Wörter ziehen in die Tiefe, aus Cut-ups ergibt sich Sinn ('Cantio Rusticalis').
				 Schon vor Corona herrscht bei Mälzner seniorengerechte Seuchenroutine:
				  Montag / aufstehen / essen / laufen / Mails öffnen /
				   Radio hören / lesen / essen / CD hören / lesen / fernsehen / 
				   schlafen / Dienstag / aufstehen / essen / putzen / Mails öffnen / 
				   lesen / Radio hören / essen / lesen / CD hören / fernsehen / schlafen... ('Isolationshaft').
				    Gelassen sieht er Herbsttagen entgegen, die sich anbieten, hinaus zu gehn und Dichtung und Wahrheit zu suchen,
					 denn gerade wenn das Wetter grau ist, stellen sich 
					 Musik und Poesie im Kopf ein. Ansonsten gilt der gute Vorsatz: Nichts verkaufen wollen, nicht werben müssen
					  und vor allem nicht übertreiben. Doch die Unsicherheit, ob es wieder dunkel wird, kann einen ebenso überfallen
					   wie ein ultimatives Happy End: wenn
					    du vor der Tür ständst / würden Tränen fließen / wenn du vor 
						der Tür ständst / könnt
						 ich mich erschießen ('Kreis schließen').
				    Mit der tristen Vorgeschichte:
					 ich
					 verlor dich an den grauen Alltag / einfach so. Und schuld war nicht der
					  Bossa Nova, sondern Schweigsamkeit, Gewohnheit, Vergesslichkeit... ('Lorenz Goose'). Dabei ist er, wenn er im Garten
					   werkelt und Veilchen ihn an dunkle Locken erinnern, in Gedanken immer noch bei ihr, die damals doch schon in Gedanken
					    ganz woanders war ('Viola ioplokos'). Müssen wir uns den, der da 'ich' sagt, als Orpheus vorstellen, 
						als Parzival (ohne Condwiramurs), als 'Marcel' (sans Albertine)? Mit Worten als Blutstropfen im Schnee
						oder als Madeleine-Geschmack. Ein Abzählreim oder ein Vokal (Aidaluna... U 35... Ukkel)
						 lassen die Erinnerung springen wie einen Stein über Wasser, mit Grau als Farbton, der das begünstigt,
						  mit Gassenhauern [Cantio Rusticalis], Floskeln, Repetitionen als Gleitmittel. Außer Josephine Bakers
						   Bananenschurz bei 'Sans Glisser' rutscht hier alles bei diesem Tausendsassa des Made
						    of This.  
                  rbd BAD ALCHEMY # 107, Germany 
         
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